Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie gilt als eigenständige, ganzheitliche Form der Medizin. Die Besonderheit besteht darin, dass sowohl die Diagnostik als auch die Behandlung mit den Händen erfolgen.
Ein Osteopath behandelt nicht nur Symptome, sondern geht der Ursache auf den Grund, um eine ganzheitliche und nachhaltige Verbesserung zu erwirken.
Das Ziel ist, Einschränkungen der Beweglichkeit zu lösen oder die Funktionalität von betroffenen Organen und Geweben wiederherzustellen.
Historische Entwicklung der Osteopathie
Die osteopathische Medizin wurde vor mehr als 150 Jahren vom amerikanischen Arzt Dr. Andrew Taylor Still entwickelt. Er betrachtete den Menschen als Einheit aus Körper, Geist und Seele und war nach zahlreichen Forschungen der Meinung, dass der Mensch alle Möglichkeiten der Gesundung in sich selbst trägt.
Laut Dr. Still sind eine gute Beweglichkeit und Dynamik in allen Bereichen des Körpers dafür eine Grundvoraussetzung.
Er schenkte vor allem der Versorgung des Gewebes durch Blut- und Lymphflüssigkeit bei intakter Nervenversorgung seine Aufmerksamkeit.
Dr. Andrew Taylor Still begann damit, Methoden zu entwickeln, mit denen sich mit den bloßen Händen Bewegungseinschränkungen im Gewebe aufspüren und beseitigen lassen. Damit wird die innere Beweglichkeit des Körpers verbessert und dieser kann selbst zu seiner eigenen Heilung beitragen.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Osteopathie in immer mehr amerikanischen Bundesstaaten rechtlich anerkannt. Schon bald verbreitete sich die Alternative Medizin in ganz Amerika und England und wurde stetig weiterentwickelt.
Dr. William Garner Sutherland – ein Schüler von Dr. Still – beschäftigte sich intensiv mit dem Schädel sowie den Schädelnähten und erweiterte osteopathische Praktiken auf diesen wichtigen Körperbereich.
Nach und nach verbreitete sich die Osteopathie auf dem gesamten Globus. In Deutschland gibt es inzwischen mehr als 20 Schulen und Institute, an denen Menschen eine Osteopathie-Ausbildung absolvieren können.
Wie wirkt eine Osteopathie-Therapie?
Da mit einer osteopathischen Anwendung verschiedene Ziele verfolgt werden, ist die Wirkungsweise je nach Beschwerden ganz unterschiedlich. Folgende Wirkungen kann ein Osteopath erzielen:
- Wiederherstellung von Bewegungseinschränkungen
- Freie Beweglichkeit von Gelenken und Faszien
- Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers
Somit gilt: Die Wirkung der Osteopathie geht über den Bewegungsapparat hinaus und kann für eine ganzheitliche Linderung von Beschwerden eingesetzt werden.
Besonders gerne wird sie daher bei chronischen Schmerzzuständen angewendet.
Wie erfolgt eine osteopathische Therapie?
Die Osteopathie umfasst drei Gebiete:
- Paritieale Osteopathie: Behandlung des Bewegungsapparates
- Viszerale Osteopathie: Behandlung der inneren Organe
- Craniosakrale Osteopathie: Behandlung von Nervensystem und Schädel
Um mit einer osteopathischen Behandlung beginnen zu können, wird der Patient ausführlich zu seinen Beschwerden und zu seiner Krankheitsvorgeschichte befragt. Wichtig ist für den Heilpraktiker, die Symptome so genau wie möglich zu kennen und sie lokalisieren zu können, um mit Osteopathie eine Linderung zu verschaffen.
Auf Basis des Erstgesprächs erfolgt eine eingehende Untersuchung.
Ein Osteopath beginnt meist mit einer Haltungsanalyse, bei der die statischen Gegebenheiten des Muskel-Skelettsystems sowie sichtbare Auffälligkeiten berücksichtigt werden.
In einigen Fällen macht ein zusätzlicher Bewegungstest Sinn, um Bewegungseinschränkungen und Schmerzprovokationen zu ermitteln.
Bei einer osteopathischen Behandlung kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Es ist möglich, dass schon eine sanfte Muskelmassage zur Linderung der Symptome beiträgt. Doch auch sogenannte „Muskel-Energie-Techniken“ kommen gerne zum Einsatz.
Hier erfolgen aktive Bewegungen des Patienten gegen einen Widerstand des Therapeuten, es zählen aber auch Lockerungstechniken bei verkrampften Muskeln sowie Impulskorrekturen dazu.
Wenn es um die Behandlung von Bewegungseinschränkungen und Funktionsstörungen von inneren Organen geht, setzt der Osteopath auf eine sanfte Mobilisation der Bindegewebestrukturen, die um die Organe herum bestehen. Ein sanfter Druck auf die verkrampften Organe kann die innere Struktur harmonisieren und die Beschwerden direkt behandeln.
Die craniosakrale Osteopathie erfolgt, indem der Osteopath ohne Mithilfe des Patienten sanft an den einzelnen Schädelknochen zieht. So kann die verloren gegangene Elastizität wiederhergestellt werden.
Da der Körper ein Zusammenspiel vieler verschiedener Bereiche ist, haben alle Anwendungen der Osteopathie direkte oder indirekte Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Deshalb wird der Körper als großes Ganzes behandelt. Im Fokus steht auch das Nervensystem, da dieses alle Körperbereiche verbindet.
Anwendungsgebiete: Bei welchen Beschwerden kann die Osteopathie Anwendung finden?
Die Osteopathie findet bei verschiedensten Beschwerden Anwendung.
Dazu zählen unter anderem:
- Rücken- und Nackenbeschwerden
- Beschwerden im Bereich des Brustkorbs
- Schädeldeformitäten
- Kribbeln und Gefühlsstörungen
- Karpalkanalsyndrom
- Sportverletzungen
- Muskelverletzungen
- Verstauchungen
- Hexenschuss
- Beschwerden nach Schleudertrauma
- Kopfschmerzen
- Gelenksbeschwerden
- Arthrose
- Arthritis
- Runnersknee
- Frozen Shoulder
- Ischias-Beschwerden
- Sehnenentzündung
Doch auch bei diversen Beschwerden des Verdauungsapparates kann die Osteopathie helfen. Von Schluckbeschwerden über Verdauungsstörungen bis hin zum Reizdarmsyndrom lässt sich eine Vielzahl an Leiden behandeln.
Heilsam wirkt die Osteopathie auch bei Funktionsstörungen und Beschwerden des Urogenitaltraktes, im Hals-Nasen-Ohren-Bereich, der Atemwege und auch bei Schlafstörungen und Rastlosigkeit.
Besonders gerne kommen osteopathische Anwendungen nach einer Schwangerschaft, nach einer Operation oder bei orthopädischen Behandlungen zum Einsatz, da eine ganzheitliche Unterstützung der Selbstheilungskräfte des Körpers erzielt werden kann.
Werden die Kosten für eine osteopathische Therapie von der Krankenkasse übernommen?
Es gibt viele gesetzliche Krankenkassen, welche die Kosten für eine osteopathische Behandlung übernehmen. Einige davon übernehmen die volle Summe, andere nur einen Teil davon.
Bei der AOK beispielsweise können Patienten unter bestimmten Voraussetzungen mit einer Kostenübernahme rechnen. Bei der DAK werden bis zu drei Behandlungen jährlich bezuschusst.
Wer bei einer Krankenkasse versichert ist, welche die Kosten nicht trägt, kann eine Heilpraktiker-Zusatzversicherung abschließen. Sie ergänzt den gesetzlichen Versicherungsschutz und greift bei Alternativen Therapien und Naturheilverfahren.
So sind alle Leistungen, die durch einen Heilpraktiker oder Osteopathen erfolgen, abgedeckt.
Wo kann ich eine Osteopathie-Therapie durchführen?
Bei einem Heilpraktiker in der Nähe wird man für gewöhnlich fündig, wenn man nach einer osteopathischen Behandlung sucht.
Wer keinen entsprechenden Heilpraktiker finden kann, sollte nach einem Osteopathen in der Nähe suchen. In der Regel fällt die Osteopathie jedoch auch in den Aufgabenbereich des Heilpraktikers.
Auch Physiotherapeuten dürfen die Osteopathie praktizieren. Dazu sind folgende Voraussetzungen nötig:
- Es liegt eine ärztliche Verordnung vor.
- Eine Weiterbildung im Bereich „Osteopathie“ wurde absolviert.
- Der verordnende Arzt kennt die osteopathischen Verfahren im Hinblick auf die Indikation und Kontraindikation.
Wie lange dauert eine Osteopathie-Therapie?
Eine osteopathische Behandlung dauert in der Regel zwischen 20 und 60 Minuten. Handelt es sich um einen schwierigen Fall, ist es möglich, dass der Osteopath länger beschäftigt ist.
Nach der Grundbehandlung erfolgen weitere Termine. Hier kommt es ganz auf die individuellen Beschwerden und Voraussetzungen an. In der Regel werden rund drei Behandlungen im Abstand von ein bis drei Wochen vorgenommen.
Ein individueller Behandlungsplan ist bei der Osteopathie jedoch für den Erfolg der Maßnahmen entscheidend.
Erfahrungen und Zukunftsperspektiven der Osteopathie
Die Osteopathie gehört zu den alternativen Therapien und lässt sich bei einer Vielzahl an Beschwerden einsetzen.
An vielen Schulen in Deutschland kann man eine Osteopathie-Ausbildung absolvieren, was für den hohen Stellenwert der Therapie spricht. Zudem gibt es seit 1994 den Verband der Osteopathen Deutschland, damit der Beruf des Osteopathen als eigenständiger Beruf anerkannt wird.
Darüber hinaus gilt die Osteopathie als Heilkunde bzw. Medizin und darf entsprechend nur von Heilpraktikern und Ärzten ausgeübt werden.
Können bei einer Osteopathie-Therapie Nebenwirkungen auftreten?
In einigen Fällen kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen nach einer osteopathischen Anwendung kommen. Muskelschmerzen, Muskelkater, steife Gelenke, eine Verstärkung der Schmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schwindel und Kreislaufprobleme sind hier zu nennen.
Auch allgemeine Körperreaktionen wie Frösteln, Schweißausbrüche oder ein Pulsanstieg sind möglich.
Man spricht auch von einer Erstverschlimmerung. Diese ist allerdings vollkommen normal und stellt keinen Grund zur Sorge dar. Nach einigen Stunden bis hin zu zwei Tagen sollten die Beschwerden jedoch wieder abgeklungen sein.
Ist es auch dir wichtig, dass das Wissen über wertvolle Naturheilverfahren wieder zu den Menschen gelangt? Dann unterstütze uns bitte in unserer Herzensangelegenheit, indem du diesen Beitrag teilst!